Wilhelm Ostwald
(1853-1932)
"Vergeude keine Energie - verwerte sie"
Ostwald, W.: Der energetische Imperativ. Leipzig, 1912, S. 85
"Aus dem Topf in den Kopf: Lebensmittelchemie und Evolution
Vortrag von Prof. Dr. Thomas Henle (Institut für Lebensmittelchemie, TU Dresden)
Trocknen, fermentieren, erhitzen, lagern: Wir essen praktisch kein Lebensmttel in seinem "Urzustand", nahezu jedes unserer Lebensmittel wird industriell oder küchentechnisch verarbeitet. Bei all diesen Verarbeitungsprozessen laufen komplexe chemische Reaktionen ab, die das Aroma, die Farbe und die Struktur ebenso wie den Nährwert und die biologischen Eigenschaften von Lebensmitteln entscheidend prägen.
Die thermische und anderweitige Verarbeitung unserer Nahrung ist nun aber keine Erfindung der industriellen Zeit. Vielmehr kann davon ausgegangen werden, dass die Menschheit nahezu gleichzeitig mit der Entdeckung des Feuers vor ein bis zwei Millionen Jahren das Kochen erfunden hat. Eine bessere Haltbarkeit, höherer kalorischer Wert, leichtere Kaubarkeit der Nahrung waren die Folge - alles Voraussetzungen für ein besseres Überleben und damit ein entscheidender, evolutionärer Wettbewerbsvorteil.
Aufbauend auf der Grundthese, dass der Mensch die einzige Tierart ist, für die erhitzte Lebensmittel zur artgerechten Ernährung gehören, sollen im Rahmen des Vortrags die chemischen Veränderungen und biologischen Folgen einer thermischen Verarbeitung von Lebensmitteln aufgezeigt werden. Getreu dem Leitmotiv, wonach nichts in der Biologie Sinn macht, außer man betrachtet es im Lichte der Evolution, werden aktuelle Forschungsergebnisse präsentiert und diverse Ernährungsempfehlungen kritisch hinterfragt.