Nach Wilhelm Ostwalds Verständnis des
wissenschaftlichen Austauschs verlangt ein neues Wissenschaftsgebiet
entsprechende Publikationsmöglichkeiten. Am Anfang müsse die Gründung einer
eigenen wissenschaftlichen Zeitschrift stehen. Er erhielt zahlreiche Angebote
zur Mitwirkung an wissenschaftlichen Journalen im In- und Ausland. Den weitaus
überwiegenden Teil davon lehnte er ab. Um eine internationale Verbreitung von wissenschaftlichen Ergebnisse zu fördern, schlägt
Wilhelm Ostwald auch ungewöhnliche Verbindungen vor. So möchte er 1911 in der
von ihm mitbegründeten Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und
Verwandtschaftslehre den Aufsätzen in der Zeitschrift eine Zusammenfassung in der
Kunstsprache IDO anfügen. Dieser Vorschlag fand aber bei den Lesern keine
Unterstützung.
1887 gründet er
gemeinsam mit Jacobus Henricus van't Hoff die Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und
Verwandtschaftslehre und leitet sie, mit Ausnahme einer Pause zwischen 1904
und 1908, bis zum Band 100 im Jahre 1922. Sie war das Vorbild für alle
physikalisch-chemischen Zeitschriften in der Welt. Heute wird die Zeitschrift
im Oldenbourg-Verlag in englischer Sprache herausgegeben.
1902 gründet Wilhelm
Ostwald die Vierteljahresschrift Annalen
der Naturphilosophie. 1913 erscheint Band 12 unter dem Titel Annalen der
Natur- und Kulturphilosophie mit ihm und Rudolf Goldscheid als Herausgeber. Im
Ersten Weltkrieg verringert sich sowohl die Leser- als auch die Autorenzahl,
sodass der Band 13 erst 1917 erscheinen kann. Band 14 erscheint mit der
ursprünglichen Bezeichnung im Jahre 1921. Danach stellt die Zeitschrift das
Erscheinen ein.
Anfang Januar 1911 übernimmt Ostwald den Vorsitz im Deutschen Monistenbund.
Bereits wenige Tage später bespricht er mit dem Gründer und Ehrenvorsitzenden
Ernst Haeckel die Herausgabe der „Monistischen
Sonntagspredigten". Bereits in der Märzausgabe der Zeitschrift
„Der Monismus" erscheint die offizielle Ankündigung dieser Zwei-Wochenschrift
mit Wilhelm Ostwald als Herausgeber und Autor. 1912 stellt „Der
Monist" sein Erscheinen ein, zum 1. April des gleichen Jahres erscheint an
dessen Stelle „Das Monistische
Jahrhundert - Zeitschrift für wissenschaftliche Weltanschauung und Kulturpolitik".
Ab der zweiten Ausgabe ersetzt Ostwald „Kulturpolitik" durch
„Weltgestaltung". Vom 1. April 1913 an erscheint die Zeitschrift als
Wochenschrift. Wilhelm Ostwald bleibt auch nach seinem Rücktritt als
Vorsitzender des Monistenbundes im Mai 1915 Herausgeber der Zeitschrift. Im
Dezember 1915 stellt die Zeitschrift ihr Erscheinen ein. Die letzte
„Monistische Sonntagspredigt" trägt das Datum 15. März 1916.
Im Januar 1913 erscheint die erste Nummer der „Brückenzeitung – eine illustrierte Halbmonatsschrift für
Organisierung der geistigen Arbeit". Als Herausgeber zeichnen Wilhelm
Ostwald, Franz Exner und K. W. Bührer. Die Zeitung erscheint in Auflagen
zwischen 6.000 und 10.000 Exemplaren und wird kostenlos verteilt. Sie stellt
nach der Doppelnummer 8 und 9 im Mai 1913 aus finanziellen Gründen ihr
Erscheinen ein.
1921 gründet Wilhelm
Ostwald die Zeitschrift „Die Farbe
– Sammelschrift für alle Zweige der Farbkunde". In der Nr.1 von
1921 erläutert er mit dem Aufsatz Die Sammelschrift als Zukunftsform des Schrifttums
und die Sammelschrift ‚Die Farbe' die Grundidee der Zeitschrift. Der
Leser könne aus ihr nach seinem eigenen Interessen und Bedürfnissen Beiträge
zusammenstellen. Als letzter Aufsatz erscheint 1926 mit der Nummer 44 ein
Gespräch in acht Teilen über Harmonielehre, Wissenschaft im Allgemeinen und
ihrem Verhältnis zur Kunst und zu Anwendungen der Harmonien. Heute erscheint
„Die Farbe – Zeitschrift für alle Zweige der Farbenlehre und ihre
Anwendung" als Organ des Normenausschusses Farbe im Deutschen Institut für
Normung (DIN).
Wilhelm Ostwald wirkt an der Herausgabe
der Zeitschrift für Elektrochemie im Jahre 1895 als Vorsitzender der Deutschen
Elektrochemischen Gesellschaft maßgeblich mit. Bis 1899 erscheint die
Zeitschrift „unter Mitwirkung hervorragender Fachleute, besonders Herrn
W. Ostwald."
1897 beteiligt sich
Ostwald an der Gründung des Verbandes der Laboratoriumsvorstände an deutschen
Hochschulen und regt die Herausgabe einer eigenen Zeitschrift zum
Laboratoriumsbetrieb, zu den Ausrüstungen und methodische Fragen an. Er konnte
sich aber nicht durchsetzen, weil einige der führenden Chemiker dagegen
auftraten. Die jährlichen Berichte des Verbandes verfasste Wilhelm Ostwald als
Schriftführer des Verbandes bis 1906.
1907 bereitet Wilhelm
Ostwald als Präsident des Komitees zur Wahl einer Weltsprache das Erscheinen
einer von ihm verlegten eigenen Zeitschrift mit dem Titel „Esperanta Progreso“ für die Publikation des Reform-Esperanto vor. Im Januar 1908 tritt er wegen
Meinungsverschiedenheiten mit Louis Couturat von seiner Funktion zurück. Ab
März 1908 erscheint die Zeitschrift auf Veranlassung Couturats in Paris.
Nach dem Erfolg seines zweibändigen
Lehrbuches der allgemeinen Chemie und der Zeitschrift für physikalische Chemie
zweifelt Wilhelm Ostwald nicht daran, dass eine Neuauflage der wichtigsten und
bahnbrechenden Arbeiten von führenden Naturwissenschaftlern notwendig sei. Es
gelingt ihm für die geplante Reihe „Ostwalds
Klassiker der exakten Wissenschaften“ führende Wissenschaftler als Bearbeiter
zu gewinnen. Im Jahre 1889 beginnt
er mit der Herausgabe, bis zum Dezember 1893 erscheinen 43 Bände, davon 11 von
Wilhelm Ostwald selbst bearbeitete. Nach 1893 übernimmt Arthur von Oettingen
die Gesamtleitung der Reihe, Wilhelm Ostwald selbst gibt noch weitere fünf
Hefte heraus. Die Gründung und Herausgabe der Reihe „Ostwalds Klassiker
der exakten Wissenschaften“ gehört zu den bekanntesten publizistischen
Aktivitäten von Wilhelm Ostwald. Heute erscheint die Reihe im Harry Deutsch-Verlag
in Frankfurt/M.
Im Jahre 1908 entwickelt Wilhelm Ostwald in einem Brief an Sir William
Ramsay die Idee eines internationalen
und umfassenden Handbuches der allgemeinen Chemie. 1910 kommt er auf das
Projekt zurück und erbittet von Ramsay eine Schrift über dessen Arbeiten zu den
Edelgasen. Der Erste Weltkrieg verhindert vorerst dieses Vorhaben. 1918 können
Wilhelm Ostwald und Carl Drucker den zweiten Band unter dem Titel: Ramsay,
William, Sir; Rudorf, George: „Edelgase“. Leipzig : Akad.
Verlagsges. 1918 herausgeben. Ein Jahr später folgt als erster Band: Ostwald,
Wilhelm: „Die chemische Literatur und die Organisation der
Wissenschaft“. Leipzig: Akad. Verlagsges. 1919. Nach dem Erscheinen des
Bandes 4 tritt Ostwald zurück und Paul Walden nimmt dessen Stelle ein. Nach Band
8 scheidet auch Carl Drucker als Herausgeber aus.
1909 erscheint das
Buch „Große Männer“ von
Wilhelm Ostwald. Es enthält Studien zur Bedeutung der Wissenschaft und des
Einflusses der Forscherpersönlichkeit. Mit
der 3. und 4. Auflage beginnt 1911 die Reihe „Große Männer: Studien zur
Biologie des Genies“. Der zweite Band der Reihe erscheint 1911, er
ist Alphonse de Candolle gewidmet, Band drei ein Jahr später Jacobus Henricus
van't Hoff. 1932 erscheint als 11. und letzter Band die Biografie von Svante
Arrhenius von E. H. Riesenfeld.
III.
Herausgeberschaften Einzelausgaben (Auswahl)
Ostwald, Wilhelm (Hrsg.): Arbeiten des
Physikalisch-chemischen Institutes der Universität Leipzig aus den Jahren 1887
bis 1896. Leipzig: Engelmann, 1897. 4 Bände.
Bunsen, Robert ; Ostwald, Wilhelm ; Bodenstein, Max (Hrsg):
Gesammelte Abhandlungen. Leipzig: Engelmann, 1904. 3 Bände.
Ostwald, Wilhelm, [Comte, Auguste] Hrsg):
Entwurf der wissenschaftlichen Arbeiten, welche für eine Reorganisation der
Gesellschaft notwendig sind. Leipzig: Unesma, 1914
Ostwald, Wilhelm (Hrsg): Ein Jahrzehnt Naturphilosophie. Leipzig:
Akad. Verlagsges., 1914. 3 Bände.
IV.
Übersetzungen (Auswahl)
Wilhelm Ostwald übersetzt zahlreiche
fremdsprachige Artikel aus dem Englischen und Russischen, zum Teil auch aus dem
Französischen für die Zeitschrift für physikalische Chemie und die Klassiker
der exakten Wissenschaften. Zu seinen bedeutendsten Übersetzungen gehören:
Gibbs, J. Willard: Thermodynamische Studien. Unter Mitwirkung d.
Verfassers aus dem Engl. übers. von W. Ostwald. Leipzig: Engelmann, 1892
Church, A. H.:
Farben und Malerei. Nach d. 3. Aufl. von „The paints and painting"
übers. u. bearb. von Margarete und Wilhelm Ostwald. München: Callwey, 1908
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