Wilhelm Ostwald studierte von 1872 bis 1875 Chemie an der Universität Dorpat (heute Tartu, Estland) bei den Professoren Carl Schmidt, Arthur v. Oettingen und dem Dozenten Dr. Johannes Lemberg. Die Kandidatenarbeit von Wilhelm Ostwald wird 1875 im „Journal für praktische Chemie“ publiziert. Wilhelm Ostwald arbeitete ab 1875 als Assistent am physikalischen Institut bei Arthur v. Oettingen und später am chemischen Institut bei Carl Schmidt. 1877 erwarb Wilhelm Ostwald den Magistergrad und erhielt den Status eines Privatdozenten. 1878 habilitierte er sich zum Doktor der Chemie. Die wissenschaftlichen Untersuchungen von Wilhelm Ostwald wurden durch Professor Matthew Moncrieff Pattison Muir (Cambridge) 1879 international bekannt.
Zum 1. Januar 1882 wurde Wilhelm Ostwald an das Polytechnikum Riga berufen. Carl Schmidt empfahl ihn mit den Worten:
„Ostwald ist mein mehrjähriger Assistent, … er wird ein Stern erster Größe, auf dem Grenzgebiete zwischen Chemie und Physik, dessen Bearbeitung beiderseitige gleichgründliche Durchbildung zur unerlässlichen Bedingung tüchtiger Erfolge macht. Ostwald ist außerdem ein sehr geschickter und gewandter Experimentator, Mechaniker und Glasbläser etc., der sich seine Apparate in ingeniösester Weise, trotz dem besten Mechanikus zusammenbläst und arrangiert, eine unermüdliche Arbeitskraft, besitzt eine treffliche mündliche wie schriftliche Darstellungsgabe, klar, concis, streng logisch, auch für weitere Kreise geeignet."
1884 studierte Wilhelm Ostwald die bis dahin kaum beachtete Doktorarbeit von Svante Arrhenius. Der erste Band des Lehrbuches der allgemeinen Chemie von Wilhelm Ostwald erschien 1885, der zweite Band im Jahre 1887. 1885 konnte Wilhelm Ostwald am Polytechnikum Riga das neue dreistöckige Gebäude des chemischen Instituts beziehen. 1886 lernte Wilhelm Ostwald eine Studie von Jacobus Henricus van't Hoff kennen. 1887 gründeten Wilhelm Ostwald und Jacobus Henricus van't Hoff die „Zeitschrift für physikalische Chemie, Stöchiometrie und Verwandtschaftslehre“. Der erste Band von „Ostwalds Klassiker der exakten Wissenschaften" erschien 1889.
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Wilhelm Ostwald behandelte in seiner Antrittsvorlesung an der Universität Leipzig am 23. November 1887 grundsätzliche Probleme des Verständnisses von Energie und Materie in der physikalischen Chemie. 1888 veröffentlichte er das nach ihm benannte Verdünnungsgesetz für Säuren. Ab 1890 trat Wilhelm Ostwald für die Dissoziationstheorie ein und verstärkte seine Forschungen zur Katalyse. 1892 übersetzte er die „Thermodynamischen Studien" von Josiah Willard Gibbs und publizierte „Studien zur Energetik". 1893 veröffentlichte Wilhelm Ostwald „Die Grundlagen der analytischen Chemie". Zwischen 1893 und 1896 publizierte er in mehreren Lieferungen das Buch „Die Elektrochemie, ihre Geschichte und Lehre". 1894 nahm Wilhelm Ostwald eine erste Bestimmung des Katalyse-Begriffes vor. 1897 erhielt Wilhelm Ostwald eine Berufung in die Atomgewichtskommission der „Gesellschaft Deutscher Chemiker“. Seinen Bemühungen ist es zu verdanken, dass als Bezugsbasis für die Masse des Atoms das Sauerstoffatom gewählt wird. Er formulierte 1897 die nach ihm benannte Stufenregel, die Reifung und die Ostwald-Volmer-Regel. Die Versuche zur katalytischen Ammoniaksynthese wurden 1900 ohne Erfolg beendet. 1901 gelang Wilhelm Ostwald die katalytische Salpetersäureerzeugung aus Ammoniak.
Die wissenschaftliche Schule
Von 1905 bis 1906 hielt Wilhelm Ostwald an der Harvard-University, am Massachusetts Institute of Technology Cambridge/Mass. und an der Columbia- University New York Vorlesungen zur physikalischen Chemie. 1907 und 1908 wandte sich Wilhelm Ostwald verstärkt der technischen Anwendung des nach ihm benannten Verfahrens zur Herstellung von Salpetersäure zu. 1911 wählten die Delegierten der internationalen „Assoziation der chemischen Gesellschaften“ Wilhelm Ostwald zu ihren Präsidenten. Unter der Schirmherrschaft der Assoziation kann 1913 ein „Internationales Institut für Chemie“ seine Tätigkeit aufnehmen. In den folgenden überarbeitete Wilhelm Ostwald mehrfach seine Fachbücher und nahm zahlreiche Einladungen zu Kongressen wahr. In einigen wissenschaftlichen Vereinigungen wirkte er als Mitglied des Vorstandes oder als Präsident.