Wilhelm Ostwald
(1853-1932)
„Tatsachen sind aber auf die Dauer widerstandsfähiger als alle Theorien oder vielmehr ihre konservativen Vertreter, und so entsteht die Notwendigkeit, die alte Theorie entweder passend zu erweitern oder durch eine neue, angemessenere zu ersetzen.“
Ostwald, W.: Leitlinien der Chemie: sieben gemeinverständliche Vorträge aus der Geschichte der Chemie. Leipzig: Akad. Verlagsges., 1906, S. 153
Gesellschaft - Klima - Energie: Wilhelm Ostwald und die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts Frank & Timme; 1. Edition (29. April 2024) 115 Seiten, 12 Zeichnungen, 40 Abbildungen, Preis 19,80 €
Friedrich Reinhard Schmidt hat ein neues Buch vorgelegt, dass, wie auch die vorhergehenden, seine Überzeugungen widerspiegelt. Für Friedrich Reinhard Schmidt ist der Chemiker, Naturphilosoph und Nobelpreisträger Wilhelm Ostwald (*1853 in Riga, †1932 in Leipzig) ein Vordenker, der auch für die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts große Bedeutung besitzt. Anknüpfend an dessen zentrale Handlungsmaxime „Vergeude keine Energie, nutze sie!“ zeigt der Autor, dass in der Gegenwart dieses Denken in vielen Bereichen noch immer große Bedeutung besitzt. Im vorliegenden Buch werden in acht Aufsätzen Gegenwartsprobleme erörtert und Antworten versucht.
Bereits in der Enführung „Ein Wort zuvor“ (S.7-8) propagiert der Autor einen Energieverbrauch ohne Askese. Es geht ihm um die Einsicht, dass der Mensch ein „Energiewandler“ ist: „Das Beondere am Menschen ist, dass nur er außerhalb seines Körpers Energie von einer Form in eine andere verwandeln kann.“ (S. 7) Er führt hier den Begriff der „bioenergetischen Waage“ ein. Die als Veranschaulichung gedachte und eingeführte „bioenergetische Waage“ ist eine Vereinfachung, und Vereinfachungen sind Als-Ob-Konstruktionen mit begrenzter Aussagekraft.
Im Kapitel „Mensch Klima-Energie - Wilhelm Ostwald ein Vordenker in der Klimadebatte“ (S. 9 - 22) würdigt der Verfasser Wilhelm Ostwald. Ihm komme auch das Verdienst zu, den Mensch-Tier-Unterschied, die Bedeutung der Strahlungsenergie und den „energetischen Imperativ“ (S. 21) herausgearbeitet zu haben. Der Autor betont, dass alle Lebewesen „Energiewandler“ seien. (S. 14) Die „Wiederherstellung von Erwerbs- und Erlebniswelt“ (S. 20) sei notwendig.
Im Kapitel „Wettbewerb-Notwendigkeit und Entartung. Eine Betrachtung aus der Sicht der Energetik Wilhelm Ostwalds“ (S. 23 – 36) kritisiert der Autor die Entartung des Wettbewerbs. Sowohl der „Kampf ums Dasein“ (S.25) als auch der gegen den Krieg (S. 33) werden vom Autor analysiert.
Im Beitrag „Mensch, Klima, Digitale Revolution Vom Segen und Unsegen der Digitalen Revolution aus Sicht der Energetik“ (S. 37 -50) setzt sich der Verfasser mit den Vor- und Nachteilen der Digitalisierung und dem Einsatz von „künstlicher Intelligenz“ auseinander.
Im Kapiel „Mit „Fridays for Future“ zum Ökodiktat?“ (S. 51-61) kritisiert der Verfasser diese aktuelle Bewegung, Ein dem Autor wichtiges Anliegen ist die Differenzierung von Erwerbs- und Erlebniswelt. (S. 59) Hier argumentiert Reinhard Schmidt mit der „bioenergetischen Waage“ (S. 56) Die mit seinen Vorstellungen verbundenen Veränderungen erforderten Einsicht in die Notwendigkeit, das heißt, mit dem „bioenergetischen Leistungsumsatz muss verantwortungsbewußter umgegangen werden“ (S. 61
Der Bedeutung der Kirchen und der Religion widmet sich der Verfasser in den Ausführungen „Wie die Kirchen ins Museum der Weltanschauungen gerieten“ (S. 65-75) Hier wahrt der Autor eine kritische Distanz zum religiösen Glauben. Bedauernd schreibt er über die Kirche, aber auch über die die Medien und die politischen Parteien, zur gegenwärtigen Situation: „Aber sie arbeiten nicht mit an der Entwicklung und Verbreitung einer neuen Weltanschauung, die demokratisch legitimiert ist und mit narturwissenschaftlichen Erkenntnissen in Einklang steht.“ (S. 75)
Im Abschnitt „Warum kann und muss Kunst sein? Eine Antwort aus der Sicht der Energetik Wilhelm Ostwalds“ (S. 77–89) wendet sich der Autor der Kunst zu.Der Verfasser analysiert die Bedeutung der Kunst und ihre Geschichte, aber auch ihre Veränderung unter technischem Aspekt.
Mit dem Beitrag „Wie eine Pandemie die Freiheit beschneidet“ (S. 91 104) wendet sich der Verfasser der jüngsten Vergangenheit zu, um die Beschneidung der Freiheit in der Pandemie (S. 93) zu analysieren. Seine Aussagen zur Freiheit stützen sich auf die klassischen Definitionen in der Philosophie.
Im Aufsatz „Glaube und Naturwissenschaft. Widersprüche und Gemeinsamkeiten energetisch betrachtet“ (S. 105-115) stellt Reinhard Schmidt fest: „Das … Streben nach außerhalb des menschlichen Körpers stattfindenden Energiewandel muss gezähmt werden. Der Leistungsumsatz eines jeden Menschen sollte… wieder im Sinne der Natur und lebenserhaltend im Sinne der Schöpfung angestrebt werden.“ (S.115)
Die aktuelle Publikation von Friedrich Reinhard Schmidt ist für alle ein Gewinn, die gern nachdenken. Der Verfasser gibt hier vieles von seinen „Herzensüberzeugungen“ preis, ohne daß in jedem Falle der Leser zu den gleichen Ergebnis gelangen muß. Wer sich über diese Lektüre hinausgehend mit der Denkweise des Autors und ihrer Begründung beschäftigen möchte, dem seien seine Schriften empfohlen:
Prof. Dr. Jan-Peter Domschke
In Zukunft möchten wir hier auf eine Auswahl an Neuerscheinungen zum Leben und Wirken Wilhelm Ostwalds und zu weiterführenden Überlegungen hinweisen. Wir bitten alle Freunde unserer Gesellschaft um Hinweise und, wenn möglich, auch um Einschätzungen.