Wilhelm Ostwald:
v.l.n.r.: 1. Schüler, ca. 10 Jahre alt; 2. Student, ca. 20 Jahre alt; 3. Professor in Riga, 1882; 4. 1887; 5. 1905; 6. 1928.[1]
Am 02. September 1853 wird Wilhelm Ostwald als zweiter von drei Söhnen des Böttchermeisters Wilhelm Gottfried Ostwald (1824-1903) und von Elisabeth Ostwald, geb. Leuckel (1832-1920) in Riga geboren. Sein älterer Bruder Eugen Ostwald (1851-1932) war ab 1920 Professor für Forstwissenschaft an der Lettischen Universität Riga, der jüngere Gottfried Ostwald (1855-1918) Besitzer einer Eisengießerei. Nach dem Besuch der Elementarschule trat Wilhelm Ostwald 1864 in das Realgymnasium in Riga ein. Die Ablegung des Abiturs verzögerte sich wegen mangelhafter Kenntnisse in der russischen Sprache um ein halbes Jahr auf 1871. Zwischen 1872 und 1875 war Wilhelm Ostwald in der studentischen Verbindung „Baltische Corporation Fraternitas Rigensis“ an der Universität Dorpat aktiv. 1878 verlobte sich Wilhelm Ostwald mit Helene von Reyher und heiratete sie 1880. Familie Ostwald
Im Jahre 1880 wurde Wilhelm Ostwald zum Dozenten für physikalische Chemie an der Universität Dorpat berufen. Er arbeitete nebenberuflich als Lehrer für Physik, Mathematik und Chemie an einer Mittelschule. Ab 1. Januar 1882 war Wilhelm Ostwald Ordinarius für Chemie am Polytechnikum Riga. 1882 wird die älteste Tochter Grete in Riga geboren(† 1960). Wilhelm Ostwald unternahm 1883 eine Studienreise durch das deutschsprachige Mitteleuropa, um für den Bau eines neuen Chemischen Institutes die Konzeption zu erarbeiten. 1883 wird der älteste Sohn Wolfgang in Riga geboren († 1943). Im Jahre 1884 begegneten sich Svante Arrhenius und Wilhelm Ostwald in Stockholm zum ersten Male. 1884 wird die Tochter Elisabeth in Riga geboren († 1968). 1886 wird der Sohn Walter Ostwald in Riga geboren († 1958). Im Jahre 1887 unternahm Wilhelm Ostwald eine weitere Studienreise nach Deutschland. Noch während der Reise wurde er auf den Lehrstuhl für physikalische Chemie in Leipzig berufen. 1890 wird der Sohn Carl Otto Ostwald in Leipzig geboren († 1958). 1897 leitete Wilhelm Ostwald das Dekanat der philosophischen Fakultät der Universität Leipzig. Im Jahre 1898 konnte Wilhelm Ostwald ein neues Institutsgebäude als Physikalisch-chemisches Institut in Leipzig einweihen. Wilhelm Ostwald erwarb im Juli 1901 ein Grundstück mit einem Sommerhaus in Großbothen. Dort verlebte die Familie den Sommer, Wilhelm Ostwald nutzte die Aufenthalte zum Malen.
Im Jahre 1903 nahm Ostwald eine Einladung an die Universität Berkeley in den USA an und erwog die Auswanderung nach Kalifornien. 1904 erhielt er eine Einladung zum Kongress für Wissenschaft und Kunst aus Anlass der Weltausstellung in St. Louis (USA). 1905 - 1906 war Wilhelm Ostwald als Austauschprofessor in den USA tätig. In dieser Zeit wurde das Haus „Energie“ in Großbothen erweitert, aufgestockt und mit einem Turm versehen. 1906 wurde Wilhelm Ostwald pensioniert. Ende August verlegte die Familie ihren ständigen Wohnsitz nach Großbothen. Durch Zukäufe vergrößerte Wilhelm Ostwald bis 1921 das Grundstück auf über sieben Hektar. Die Gestaltung des Parks, der Wege und der Blumenrabatten gehen im wesentlichen auf Wilhelm Ostwald zurück.
1909 wurde Wilhelm Ostwald der Nobelpreis für Chemie für seine Arbeiten über „Katalyse und die Bedingungen des chemischen Gleichgewichtes und die Geschwindigkeiten chemischer Reaktionen“ verliehen.
Ab 1912 nutzte Wolfgang Ostwald das „Waldhaus“ als Sommerwohnung. 1913 gründete Wilhelm Ostwald den Verlag UNESMA in Leipzig. 1914 wurde für die Familie von Walter Ostwald das Haus „Glückauf“ errichtet. Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges am 1. August 1914 überraschte Wilhelm Ostwald. Er glaubte, wie viele andere, dass Deutschland Opfer eines Überfalls geworden sei. Die Familie lieferte Wertgegenstände ab und zeichnete Kriegsanleihen. Außerdem finanzierte sie ein Lazarett in Großbothen, in dem auch seine Ehefrau Helene und die älteste Tochter Grete tätig waren. Wilhelm Ostwald unterzeichnete 1914 auch den Aufruf „An die Kulturwelt“, in dem eine Kriegsschuld des Deutschen Reiches geleugnet wird. Ende des Jahres 1914 reiste er nach Schweden, um im neutralen Ausland für Deutschland zu werben. Eine seiner Äußerungen zu Glaubensfragen entfachte an der Universität Leipzig einen Sturm der Entrüstung. Sein Name wurde aus dem Personalverzeichnis der Universität gestrichen. Das Polytechnikum Riga widerrief seine Ehrenmitgliedschaft.
1916 entstand ein Laborgebäude, das später als „Werk“ bezeichnet wurde. 1926 stellte Wilhelm Ostwald eigene Bilder in der Berliner Galerie Sturm aus. 1926 und 1927 erschien die Selbstbiographie der „Lebenslinien" in drei Bänden. Am 4. April 1932 starb Wilhelm Ostwald in einer Leipziger Klinik. Seine Urne wurde im Steinbruch des Parks in Großbothen beigesetzt
[1] Die historischen Aufnahmen wurden freundlicherweise zur Verfügung gestellt von Frau Anna-Elisabeth Hansel, Großbothen.