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Wilhelm-Ostwald-Gesellschaft e.V.

„Erinnern wir uns, dass alles Leben unabänderlich an den Verlauf chemischer Vorgänge gebunden ist. Bekanntlich ist alles materielle Geschehen in der Welt nichts als ‘Umgestaltung der beiden Substanzen’: Masse und Energie“ 

Ostwald, W.: Die Aufgaben der physikalischen Chemie. Humboldt 6 (1887), Juli, S. 249 ff.

Drews, Julian: Lebenswissen und Autobiographik : Santiago Ramón y Cajal und Wilhelm Ostwald. Berlin: Kulturverlag Kadmos, 2015 (Kaleidogramme Band 122)

Verlagstext: Der Mensch in der Moderne lebt in einem Spannungsverhältnis zwischen all dem, was nun menschenmöglich erscheint und dem, was er als Einzelner, aufgrund seines beschränkten Kräftehaushalts, zu leisten vermag. Die notwendige Spezialisierung in einem beschränkten Feld schließt ihn, wie Max Weber es in »Wissenschaft als Beruf« darstellt, von vielen anderen Bereichen aus. Besonders eklatant wird dies in der Zeit der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert empfunden, welche die verschiedensten Versuche hervorbringt, Synthesen zwischen den ausdifferenzierten Wissensgebieten herzustellen. Einen besonderen Stellenwert hat hier das Wissen der Naturwissenschaftler, auf welche noch der materialistische und positivistische Optimismus des 19. Jahrhunderts wirkt. An den Autobiographien des spanischen Histologen Santiago Ramón y Cajal (1852-1934) und des deutschen Chemikers Wilhelm Ostwald (1853-1932) zeigt sich exemplarisch, wie naturwissenschaftliche Spezialisten als Autoren auf dieses Spannungsverhältnis reagieren. In drei Kapiteln führt die literaturwissenschaftliche Untersuchung vor, wie die Autoren sprachliche Formen aus ihrer Spezialisierung entlehnen und für die Darstellung des eigenen Lebens nutzen. Historisch führt die Lektüre zu dem Schluss, dass in diesen Texten eine Verschiebung des Positivismus aus der Philosophie in die Autobiographik stattfindet. Systematisch stellt der im Band entwickelte Begriff des biographischen Lebenswissens einen Versuch dar, das Leben des Einzelnen für die Sinngebung im Text starkzumachen, ohne in Biographismus oder ein Konzept starker Autorschaft zurückzufallen.

Eine von Jan-Peter Domschke verfasste ausführliche Besprechung des Buches liegt in den "Mitteilungen der Wilhelm-Ostwald-Gesellschaft zu Großbothen e.V.", 20 (2015), H. 2, S. 57-64 vor.