Wilhelm Ostwald
(1853-1932)
„Katalyse ist die Beschleunigung eines langsam verlaufenden chemischen Vorgangs durch die Gegenwart eines fremden Stoffes.“
Ostwald, W.: Referat zu E. Stohmann: Über den Wärmegehalt der Bestandteile der Nahrungsmittel. Z. physik. Chem. 15 (1894), S. 705f
120. Ostwald-Gespräch
Thema: Was ist Krebs?
Referent: Prof. Dr. rer.nat., Dr. med. Michael Höckel,
Klinik für Frauenheilkunde, Universität Leipzig
Was ist Krebs?
„Krebs“ bezeichnet eine Vielzahl von Erkrankungen bösartiger Gewebeneubildungen. „Bösartig“ bedeutet, dass die Krankheit unbehandelt zum Tode führt. Weltweit nehmen Krebserkrankungen zu, es wird erwartet, dass sie in naher Zukunft die Liste der Todesursachen anführen.
Im Referat wird ein kurzer medizinhistorischer Abriss der Krebserkrankung gegeben, die gegenwärtigen Vorstellungen vom darwinistischen Tumormodell umrissen und theoretische und klinische Inkonsistenzen dieses Modells nachgewiesen. Im Weiteren wird ein alternatives „dissipatives Tumormodell“ erläutert: Krebs als klinische Manifestation einer embryonalen Entwicklungsstörung (retrograde Dysontogenese). Während der Entstehung des Organismus werden die jeweiligen Entwicklungsprogramme nach jedem Entwicklungsschritt irreversibel abgeschaltet. Kanzerogene Mutationen könnten diese Blockaden aufheben. Die reaktivierten Entwicklungsprogramme können im reifen Organismus - in der Morphostase - die innere Entropie des Systems nicht mehr – wie im embryonalen Zustand der Morphogenese - verringern. Es kommt entsprechend dem thermodynamischen Grundgesetz zu einer Entropieerhöhung, was sich in der Zerstörung und Aufhebung der Gewebefunktionen („Morpholyse“) äußert. Der Prozess ist aus diesem Grund vom System selbst nicht mehr aufzuhalten.
Durch die zeitliche Abfolge der reaktivierten Entwicklungsprogramme ergibt sich jedoch bezüglich der Topographie der Geweberäume, in denen die reaktivierten Entwicklungsprogramme schrittweise umgesetzt werden, ein Ordnungsprinzip, aus dem das ontogenetische Tumorstadium und die damit assoziierte Prognose der Erkrankung ermittelt werden kann. Die Tumorkontrolle erfordert nach diesem Konzept die operative Resektion oder die Bestrahlung des befallenen Krebsfeldes.
Die Krebsfeldtheorie wird in der Leipziger Universitätsfrauenklinik zur Behandlung gynäkologischer Krebserkrankungen seit 15 Jahren klinisch angewandt und hat zu den besten jemals publizierten Heilungsergebnissen geführt.
Unkostenbeitrag 5,00 €. (Für Mitglieder der Gesellschaft ist die Veranstaltung kostenfrei).