Wilhelm Ostwald
(1853-1932)
„Sinn und Bedeutung der Wissenschaft lassen sich vollständig durch die Definition erschöpfen, daß sie uns befähigt, die Zukunft vorauszusehen. … Unsere Herrschaft über die Natur, die uns erst ein menschenmäßiges Leben ermöglicht, besteht aber nicht darin, daß wir der Natur unseren Willen aufzwingen: dies können wir nicht; sondern sie besteht darin, daß wir wissen, wie die Natur selbst sich unter gegebenen Bedingungen verhalten wird.“
Wilhelm Ostwald, Die Forderung des Tages. Leipzig 1910, S. 202
Phosphor - ein facettenreiches Element
Referent: Dr. Jan. J. Weigand, Professor für Anorganische Molekülchemie an der TU Dresden
Unter den 118 bekannten Elementen des Periodensystems ist das ominöse 15. Element, der Phosphor, besonders faszinierend und vielseitig. Zu einer Zeit, als vielen Stoffen noch eine magische Bedeutung zugeschrieben wurde, entdeckte der Alchemist und Apotheker Henning Brandt um das Jahr 1669 auf der Suche nach dem Stein der Weisen dieses, im Dunkel gespenstisch leuchtende Element. Hinter seiner Biographie verbirgt sich eine packende Geschichte, in der Errungenschaften und Übel eng miteinander verwoben sind. Phosphor, seit jeher mit dem Ruch des Teufels umgeben, besitzt viele Facetten. Sei es als Dünger, der die Ernährung der Menschheit revolutionierte und als essentielles Element des Lebens eine enorme Bedeutung für die Biologie besitzt, oder als Bestandteil der berühmtesten Limonade der Welt. Phosphorverbindungen machen Stoffe schwerer entflammbar und die Wäsche weißer, sind aber auch die Grundlage vieler chemischer Kampfstoffe und Giftgase. Der Vortrag versucht einen Einblick in die vielfältigen und faszinierenden Facetten der Phosphorchemie zu vermitteln. Hierbei sollen auch ganz besonders aktuelle Aspekte der Forschung und die drohende Phosphorkrise beleuchtet werden.
Jan J. Weigand studierte Chemie und promovierte 2005 zum Dr. rer. nat. an der LMU München. Im Anschluss war er als Postdoktorand mit einem Fedor-Lynen-Stipendium der Alexander von Humboldt-Stiftung an der Dalhousie University in Halifax (Kanada) tätig. Nach der Rückkehr 2007 mit einem „Fedor-Lynen Return Fellowship“ begann er mit seiner Habilitation an der WWU Münster, die er 2013 abschloss. Er erhielt 2008 ein Liebig-Stipendium, 2010 eine Förderung aus dem Emmy-Nöther-Programm der DFG und 2012 einen “ERC starting grant”. Seit 01.01.2013 ist Jan J. Weigand Professor für Anorganische Molekülchemie an der TU Dresden. Seine Forschungsschwerpunkte liegen auf dem Gebiet der Phosphorchemie. Insbesondere werden neuartige nachhaltige Synthesekonzepte verfolgt, die die Herstellung neuer Substanzklassen mit spezifischen Eigenschaften erlauben und neue Anwendungsoptionen eröffnen. Er ist Autor von mehr als 100 Publikationen.