Wilhelm Ostwald
(1853-1932)
Und eine vertiefte Kenntnis der Vergangenheit wird es uns dann erleichtern,
den Weg in die Zukunft ohne allzu große Irrungen zu finden
W. Ostwald, Entwicklung der Elektrochemie..., 1910, S. 208
"Naturalisierung psychologischer Tatsachen" Gerber.pdf
Vortrag von Prof. Dr. Bertram Gerber (Leibniz-Institut für Neurobiologie, Magdeburg)
Kann man psychologische Tatsachen ‚naturalisieren’? Wie kann man sich als Wissenschaftler im Bermudadreieck von Erleben, Gehirn, und Verhalten zurecht finden?Gehirnaktivität, Verhalten und Erleben sind miteinander verschränkt: Ein Fakir kann trotz schwerer körperlicher Verletzungen sein Schmerzverhalten und -erleben willentlich beeinflussen. Umgekehrt beeinflussen Veränderungen im Gehirn massiv unser Erleben und Verhalten - so wenn wir Medikamente, Gifte oder Drogen nehmen. Und drittens bestimmt auch unser Verhalten über das Erleben: Nehmen Sie einen Stift und halten ihn nur mit den Zähnen mit der Spitze nach vorn fest. Auf diese Weise werden ihre Lachmuskeln aktiviert- und in diesem Zustand werden Sie eine Situation als lustiger erleben, als wenn Sie den Stift mit den Lippen halten und ein Schmollgesicht machen. Auch wenn unklar bleiben muss, wie und warum: Gehirnaktivität, Verhalten und Erleben sind miteinander verschränkt.
Die Taufliege Drosophila ist für die Erforschung der Beziehungen von Verhalten, Gehirn und Erleben besonders geeignet, da sie zu gedanklicher Disziplin zwingt. Im Vortag wird beispielhaft diskutiert aus welchen Verhaltensmaßen man folgern kann (sic), dass diese Tiere ein Gedächtnis haben, was der psychologische Inhalt des erworbenen Wissens ist, wie diese Vorgänge im Gehirn der Fliege zustande kommen und welchen Nutzen die Totalbeschreibung des Nervensystems und aller seiner einzelnen Verbindungsstellen (‚total synaptic connectome’) aus praktischer Sicht hat.