Wilhelm Ostwald
(1853-1932)
„Tatsachen sind aber auf die Dauer widerstandsfähiger als alle Theorien oder vielmehr ihre konservativen Vertreter, und so entsteht die Notwendigkeit, die alte Theorie entweder passend zu erweitern oder durch eine neue, angemessenere zu ersetzen.“
Ostwald, W.: Leitlinien der Chemie: sieben gemeinverständliche Vorträge aus der Geschichte der Chemie. Leipzig: Akad. Verlagsges., 1906, S. 153
"Das geschrumpfte Chemielabor"
Vortrag von Prof. Dr. Detlev Belde
Institut für Analytische Chemie, Universität Leipzig
Die Miniaturisierung chemischer Prozesse in sogenannten Chip-Laboratorien ist ein hochaktuelles Forschungsgebiet. Neben den Vorteilen der Portabilität, des geringen Ressourcenverbrauchs und erhöhter Sicherheit zeichnen sich chemische Mikrosysteme durch sehr hohe Prozessgeschwindigkeiten aus. Mikrofluidische Systeme werden nicht nur in der analytischen Chemie, sondern zunehmend auch in der anorganischen und organischen Synthesechemie untersucht. Das große Potential von Chip-Laboratorien besteht in der Möglichkeit, unterschiedliche Funktionalitäten eines Chemielabors – von der Synthese bis zur Analytik – in einem einzigen funktionellen Substrat zu vereinen. Damit können chemische Prozesse in unerreicht kleinen Raum- und Zeitskalen untersucht werden. In Analogie zum Erfolg der Mikroelektronik sollte es damit gelingen, integrierte chemische Schaltkreise als neue Werkzeuge in der chemischen Forschung und Entwicklung einzusetzen. Das wird auch häufig mit dem Begriff der Entwicklung einer „Enabling-Technologie“ für die Chemie des 21sten Jahrhundert beschrieben.
Im Vortrag werden aktuelle Entwicklungen im Bereich integrierter, chemischer Chip-Laboratorien vorgestellt und diskutiert.