Wilhelm Ostwald
(1853-1932)
„Sinn und Bedeutung der Wissenschaft lassen sich vollständig durch die Definition erschöpfen, dass sie uns befähigt, die Zukunft vorauszusehen. … Unsere Herrschaft über die Natur, die uns erst ein menschenmäßiges Leben ermöglicht, besteht aber nicht darin, dass wir der Natur unseren Willen aufzwingen: dies können wir nicht; sondern sie besteht darin, dass wir wissen, wie die Natur selbst sich unter gegebenen Bedingungen verhalten wird.“
Ostwald, W.: Die Forderung des Tages. Leipzig: Akad. Verlagsges., 1910, S. 202
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Am 8. Dezember 2022 findet im Hörsaal des Wilhelm-Ostwald-Instituts für Physikalische und Theoretische Chemie der Universität Leipzig, Linnéstraße 2, der nächste Vortrag in der Reihe der Ostwald-Gespräche statt. Beginn der Veranstaltung ist 17.00 Uhr. Es spricht Frau Prof. Dr. Grit Kalies, Hochschule für Technik und Wirtschaft Dresden, zum Thema "Raumzeit".
Der Zeitpfeil, also die stetige Entwicklung von der Vergangenheit über die Gegenwart in die Zukunft, beschäftigt Menschen seit Urzeiten. Warum laufen Prozesse in eine Richtung und sind irreversibel, also nicht auf demselben Wege umkehrbar? Viele Theorien der modernen Physik wie die Mechanik, die Quantenmechanik oder die Relativitätstheorien kennen nur reversible Prozesse, während die Thermodynamik jeden natürlichen Prozess als irreversibel beschreibt. Die Unvereinbarkeit der Positionen nannte der Nobelpreisträger Ilya Prigogine das „Paradoxon der Zeit“.
Im Vortrag werden physikalische Positionen zu Zeit und Energie vorgestellt, allem voran die Idee einer flexiblen gekrümmten (vieldimensionalen) Raumzeit, die das Gravitationsfeld symbolisiert und nach Lehrbüchern auch Zeitreisen in die Zukunft ermöglicht. Es wird gezeigt, dass sich – nimmt man eine „kleinere“ Änderung in der Newtonschen Mechanik vor – die Energieerhaltung und die Asymmetrie der Zeit als fundamental gültig beschreiben lassen, ganz im Sinne Wilhelm Ostwalds.